Der Weg bergab ...


In diesem Artikel geht es darum, wie auf schleichende Weise aus wahrem Glauben eine formale Rechtgläubigkeit und schließlich eine tote Religiosität entsteht.

1. Errettung und Wiedergeburt durch Buße (Umkehr) und Glauben sind ein Geschenk Gottes

Es gibt keinen Zweifel daran, dass wir nur durch Glauben und Gnade errettet werden. Errettung brauchen wir vor dem Gericht Gottes, denn wir sind alle Sünder (Röm 3,10-12) und haben ohne Errettung keine Chance auf ewiges Leben mit Gott. Im Gegenteil: Gott hat einen Tag festgesetzt an dem er alles Böse für immer zerstören wird (Apg 17,30.31). An diesem Tag des letzten Gerichts wird Gott nicht nur die Mächte des Bösen vernichten, sondern auch alle, die in irgendeiner Form Anteil an den Werken der Finsternis gehabt haben (Off 20,11-15). Wenn wir glauben, dass Jesus dieses Gericht an unserer Stelle auf sich nahm, dann „rechtfertigt“ uns das vor Gott und wir sind gerettet. Sichere Kennzeichen dieses rettenden Glaubens sind: Das offene Bekenntnis zu Jesus als dem Erlöser, eine klare Buße (Umkehr zu Gott), Unterwerfung unter Gottes Herrschaft (Demut) und die auf die Wiedergeburt folgende allmähliche Veränderung der Persönlichkeit.
Das ist das Wort des Glaubens, das wir predigen, dass, wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst.
Röm 10,8b-9
Wenn wir glauben und Jesus als unseren Herrn bekennen, sollen wir uns taufen lassen. Durch das Untertauchen im Wasser wird deutlich: Wir sind verbunden mit dem Tod Jesu und seiner Auferstehung (Röm 6,3.4). Darum heißt es am Ende des Markusevangeliums:
Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden.
Mk 16,16
Diesen rettenden Glauben empfangen wir bei einer Begegnung mit Gott bei der wir durch den Heiligen Geist von neuem geboren („wiedergeboren“) werden.
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.
Joh 3,5 (vergl. auch V5ff)

Die erste Begegnung mit Gott bewirkt eine Umkehr von Herzen, die uns auf einem neuen Weg gehen lässt. Heraus aus unserem alten Leben hin zu Gott. Wir „wandeln“ dann mit Gott, wir sind mit ihm versöhnt und können ihn persönlich kennen lernen. Dieses ganze Geschehen wird üblicherweise mit dem Begriff „Bekehrung“ zusammengefasst. Die einzige Alternative zu einer echten Bekehrung ist der ewige Tod. Darum ist es so ungeheuer wichtig sich zu Jesus zu bekehren und darum wird die Notwendigkeit der Bekehrung auch in jeder lebendigen Gemeinde betont. Eines sollten wir aber nie vergessen. Die Rettung ist ein Werk Gottes. An dem können wir zwar mitarbeiten, wir sollen Gott auch um Bekehrung bitten, aber nie wird daraus etwas, was mit menschlichen Mitteln kontrollierbar oder erreichbar wird.
Jesus sagt in Zusammenhang mit der Wiedergeburt:
Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht woher er kommt und wohin er geht; so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.
Joh 3,8

2. Der Weg bergab – Entstehung und Ursachen einer „Bekehrungstheologie“

In diesem Artikel möchte ich zeigen, wie sich aus der klaren Notwendigkeit einer „Bekehrung“, wie ich sie oben kurz dargestellt habe, eine „Bekehrungstheologie“ entwickeln kann. Dies geschieht in Verbindung mit einer bestimmten Sichtweise von „Gemeinde“ oder „Kirche“, die nur zum Teil ein biblisches Fundament hat. Diese Bekehrungstheologie hat große Teile der Gemeinde Jesu immer wieder auf eine Straße gelenkt, die langsam aber stetig weiter weg vom Evangelium und von der erfahrbaren Kraft und Gegenwart Gottes führt. Auf dieser Straße gibt es jede Menge Verwirrung über die Ursache der zunehmenden Gottesferne und jede Menge Stolz der Gemeinden und Bewegungen, die die Straße gerade erst betreten haben. Man blickt auf die herab, die schon länger auf dem Weg bergab sind - dabei wird man bald selbst da ankommen, wo die, die man bemitleidet schon sind.
Es gibt diese auch für andere Bereiche typische Straße - weg vom echten Glauben und dem echten Wirken Gottes hin zum menschlichen, formalen, traditionellen und letztendlich heuchlerischem. Wenn wir uns schleichend und allmählich von Gott entfernen, dann liegt das meist daran, dass wir etwas glauben, was nicht 100 % der Wahrheit entspricht. Wir halten etwas für Gott gegebene Wahrheit, was in Wirklichkeit nur ein Halbwahrheit ist. So gelingt es dem Feind uns von den Wegen des Glaubens abzulenken hinein in unfruchtbare und tote Werke, die immer neue Probleme und Zwänge heraufbeschwören.
Im Fall der schleichenden Erkaltung von Gemeinden und Bewegungen gibt eine Hauptursache:
Die Auffassung von Gemeinde als einer organisierten Institution. Es ist nicht verkehrt Organisationen oder Institutionen aufzubauen. Es gibt durchaus unter Gottes Leitung aufgebaute Organisationen, die zum Teil einen weltweiten Auftrag von Gott haben. Der subtile Unterschied ist: Baue ich die Gemeinde von Jesus und nutze dabei eventuell eine Organisation, oder baue ich eine Organisation und versuche Gott dazu zu „benutzen“. Viele sagen „Gemeinde“ und meinen die Versammlungen, die Gebäude, die Dienste, die Finanzen usw. Gott dagegen baut das „Haus aus lebendigen Steinen“. Gemeindewachstum als Wachstum einer Organisation bedeutet eine Entwicklung hin zu standardisierten „organisatorischen“ Abläufen. Schritt für Schritt entwickelt sich ein gewissen Schema von menschlicher Kontrolle, das das echte unkontrollierbare Wirken Gottes verdrängen kann.
Das gilt auch für die Bekehrung, die mir im weiteren Verlauf als Beispiel dient. Hier ein typischer Verlauf der Stufen auf dem Weg bergab:

Stufe 1:
Es gibt echte Bekehrungen und die Notwendigkeit einer klaren Bekehrung wird betont. Da die Gemeinde nur zu einzelnen Veranstaltungen zusammenkommt und man sich nicht so genau kennt wird außerdem betont, dass die Gemeindezugehörigkeit mit einer klaren Bekehrung verknüpft ist, die dann in der Gemeinde bekannt gemacht wird. Es entwickelt sich ein Schema für „Gemeindewachstum“ Die Frage: „Wie können wir Jesus dienen“ wird nur noch in diesem Schema gesehen: „Wir müssen als Gemeinde so leben und dienen, dass sich Menschen auf diese Weise bekehren und dann „Mitglieder“ werden.
Stufe 2:
Da die Gemeinde wachsen und den „Missionsbefehl“ (Mt 28,19.20) erfüllen will, werden Menschen gedrängt sich so zu bekehren, dass es in der Gemeinde bekannt gemacht werden kann. Ziel der Bekehrung ist nicht mehr in erster Linie Jüngerschaft, sondern „Mitgliedschaft“.
Stufe 3:
Die Bekehrung wird als etwas gesehen, was immer auf die gleiche Art geschieht und genau in einen für die Organisation günstigen Ablauf passt. Beispiel: Ich komme als Gast zur Evangelisationsveranstaltung, ich komme beim „Altarruf“ nach vorne, ich spreche ein „Übergabegebet“, gehe dann in die „Nacharbeit“ und in den „Glaubensgrundkurs“, lasse mich taufen, werde „Mitglied“ mache eine Mitarbeiterschulung und arbeite schließlich in der Häkelgruppe mit. Dann bin ich ein Musterexemplar der Gemeinde (die ich natürlich niemals wechseln darf, sonst fange ich ja wieder bei null an!).
Es entsteht ein Formalismus. Dieser Formalismus erfüllt folgende Zwecke: Er verdeutlicht die Notwendigkeit einer klaren Bekehrung („wenn du dich bekehrst gehörst du auch zu uns“), er regelt die Gemeindezugehörigkeit (wer sich so bekehrt und sich taufen lässt wird ins Mitgliederverzeichnis eingetragen), er gibt den Menschen eine scheinbare Sicherheit („ich habe mich bekehrt, ich habe diese Schritte durchlaufen, deshalb bin ich gerettet“). Außerdem ermöglicht er eine quasi standardisierte und vereinfachte Weitergabe des Evangeliums: „Mach es so (Schritt 1, 2, 3, 4 ...) dann ist es richtig ...“.
Stufe 4:
Im Vordergrund steht nicht mehr das Wirken Gottes, sondern der Formalismus. Die Gemeinde wächst, indem man Menschen dazu bringt den Formalismus zu durchlaufen. Dazu gibt es spezielle Aktionen außerhalb des normalen Gemeindelebens, um dafür zu werben („Evangelisationsveranstaltung“). Da die Gemeinde sich um sich selber dreht in zahllosen selbst geschaffenen „Diensten“ und Problemen, fällt es zunehmend schwer überhaupt mit Menschen in Kontakt zu kommen, die noch nicht an Jesus glauben. In den Evangelisationsaktionen kommt es daher nur zu sehr kurzen und unpersönlichen Begegnungen, die ein persönliches Zeugnis oder einen ansteckenden Glauben überflüssig machen. Es gibt kaum noch echte Bekehrungen, da kein vernünftiger Mensch sein Leben umkrempelt, nachdem er ein seltsame Pantomime auf der Straße gesehen hat und dazu noch in 5 min ein 0815 Rezept zur Begegnung mit Gott bekommt. Natürlich passiert es manchmal trotzdem, weil Gott Menschen retten will. Für die Gemeindeglieder ergibt sich keinerlei Notwendigkeit das Evangelium klar weitergeben zu können. Der Anteil derer, die nur einen Formalismus durchlaufen haben, aber Gott nicht begegnet sind wächst stetig. Dadurch verflacht das geistliche Leben in der Gemeinde rasch.
Stufe5:
Es wird erkannt, dass die Gemeinde sich vom biblischen Maßstab entfernt hat, aber über die Ursache gibt es nur Verwirrung. So wird dann z.B. gepredigt „wir müssen es einfach nur glauben – uns etwas mehr bemühen, Gemeinschaft suchen, ein neues Rezept finden ...“ Eine Flut von guten Ideen, neuesten Methoden, Schuldzuweisungen und Missverständnissen bricht herein. Alle Jahre wieder gibt es den neuen Aufbruch, die neuesten Hoffnungszeichen, den nächsten Schritt und die neuesten Durchhalteparolen. Was bleibt ist eine depressive Stimmung, die sich so verfestigen kann, dass sie von manchen schon für die korrekte Einstellung eines „ernsten Christen“ gehalten wird.
Da die Gemeinde zunehmend aus Menschen besteht, die „formal“ Christen geworden sind, zerbricht die Einheit des Glaubens. Die die sich wirklich bekehrt haben, können die „Formalchristen“ nicht verstehen und umgekehrt. Um des lieben Friedens willen entsteht ein kleinster gemeinsamer Nenner: Der Bekehrungsformalismus. Etwas anderes oder weitergehendes darf nicht gesagt oder gelehrt werden, weil es die Gemeinde spaltet. Menschen die nach mehr von Gott suchen verlassen die Gemeinde.
Stufe 6:
Wer bestimmte Schritte absolviert hat und ein bestimmtes Gebet gesprochen hat ist errettet. Meist handelt es sich nun um Kinder von Gemeindegliedern, die diese Mitgliedschaft erwerben. Wie der Betreffende lebt oder was er wirklich von Gott empfangen hat ist belanglos. Wie die Gemeindeglieder privat leben auch. Die Heilsgewissheit wird nicht durch Glauben hergestellt, sondern durch die immer wieder auf diesen einen Punkt konzentrierte Predigt: Du hast das Gebet gesprochen du hast ... – deshalb bist du errettet, hast alles von Gott, brauchst nur brav sein in der Gemeinde (Organisation) ein wenig mitarbeiten und mehr geht sowieso nicht.
Stufe 7:
Der Bekehrungsformalismus wird zur Tradition einer Kirche und hat keinerlei Bedeutung für das tägliche Leben der Menschen, ausser dass man ab und zu Sonntags einen Gottesdienst besucht.
Stufe 8:
Christ ist, wer Mitglied einer als christlich geltenden Kirche ist. Ein Wirken Gottes ist dazu überflüssig und wird, wenn es trotzdem mal geschieht als überaus störend empfunden, weil es alles in Frage stellt.

Diese Darstellung scheint überzogen zu sein, aber viele Bewegungen sind diesen Weg gegangen: Von einer Bewegung entfacht durch den Heiligen Geist hin zu einer Organisation in der der Heilige Geist nicht einmal zu Besuch kommen darf.

3. Was soll das heissen – Bekehrungstheologie?

Den Formalismus nenne ich hier „Bekehrungstheologie“. Eine Lehre, die besagt: Sprich dieses Gebet nach und lass dich in unserer Kirche taufen, dann bist du „gerettet“ und wirst die Ewigkeit bei Gott verbringen und nicht in der Hölle. Das mit der Hölle wird meist als Erstes gestrichen, dann wird das Wort „Rettung“ vermieden, weil es zu dramatisch klingt und nicht zu schönen gepflegten Traditionen passt. Je niedriger die Stufe, desto mehr klingt es eher so: Sprich dieses Gebet und komm in unsere Gemeinde, dann hast du nicht nur ein Auto und eine schöne Wohnung sondern auch noch den richtigen Gott.
Wie es wirklich um die Menschen steht, sieht man, wenn man sie nicht nur Sonntags trifft: Zerrüttete Ehen und Familien, Einsamkeit und ein Leben, dass sich höchstens hauchfein von dem der „Ungläubigen“ unterscheidet.

4. Früchte der Bekehrungstheologie

Die Bekehrungstheologie prägt das gesamte Verständnis von Gemeinde und ist die Basis für ihr Leben. Dazu ein Paar Beispiele:

  1. Wachstum: Das Leben der Gemeinde ist für Außenstehende nicht attraktiv. Darum werden attraktive Veranstaltungen kreiert, die den Formalismus verkaufen. Da dies im Wettstreit mit der Welt geschieht ist es fruchtlos und sehr frustrierend, weil damit das was Gott will (Errettung für die Welt) so gut wie unmöglich erscheint. Außerdem ist man zu ständigen Anpassungen an die Welt gezwungen um Leute, anzulocken.
  2. Lehre: Da man Formalismen gewohnt ist und sie die Basis der Lehre bilden, entstehen Lehrmeinungen, die das Wirken Gottes wie es sich in der Bibel präsentiert in Schemata pressen. Typisches Beispiel: Die Taufe im Heiligen Geist. – Das Erfülltsein mit Heiligen Geist und das Leben in der Kraft und Gegenwart Gottes wird wie auch die Bekehrung in ein bestimmtes Ereignis konzentriert: die „Geistestaufe“. Diese „hat“ man dann oder man „hat“ sie nicht. (So als könnte ein Mensch Gott haben!) . Von der Bibel her sollte man erwarten, dass die geistgetauften Christen mit der Kraft Gottes ausgerüstet sind und in dieser Kraft Frucht bringen – als formal geistgetaufter Christ bleibt es aber eine Luftnummer.
  3. Bekehrung: Weil die Umkehr zu Gott nach dem Motto 1., 2., ... verlaufen muss um „anerkannt“ zu sein, weil die Gemeinde für denkende Menschen offensichtlich heuchlerisch ist und weil für die Bekehrung ca. 2 min Zeit bleiben, kann kaum jemand zu Gott finden. Das der Glaube in einem Menschen langsam wachen kann, bis er schließlich eine erste klare Entscheidung trifft bleibt unberücksichtigt.
    In der Regel wird in den „Evangelisationen“ nur geerntet. Menschen die Gott vorbereitet hat und die den Samen schon in sich tragen „kommen nach vorne“ um sich zu Jesus zu bekennen. Was fehlt ist das Säen, denn im Alltag bliebt die Gemeinde unter sich.
  4. Alles wird auf die Bekehrung konzentriert, dass das erste Bekenntnis zu Jesus nur ein Schritt von einem langen Leben mit Gott sein soll gerät in den Hintergrund. Schließlich besteht die Gemeinde aus unreifen frustrierten Christen, die nie über diesen Schritt hinausgekommen sind. Daran sind sie keineswegs selber schuld (wie oft behauptet wird), sondern die Lehre die ihnen vermittelt wurde hindert (demotiviert) sie Gott täglich nachzufolgen: Du hast dich bekehrt und alles von Gott empfangen. Mit dieser Botschaft im Kopf werde ich nicht Gott suchen, sondern ich werde krampfhaft versuchen mein Versagen zu überwinden: Gott hat alles getan, jetzt bin ich dran ... Und schließlich werde ich enttäuscht aufgeben, mich zurückziehen und eine gewisse Immunität gegen das Wort Gottes entwickeln. Ich bin es immer mehr gewöhnt, dass Gott zwar etwas gesagt hat, diese Aussagen aber für mich nicht umsetzbar oder erfahrbar sind. Ich bleibe in dem kleinen religiösen Gefängnis sitzen: „Bekehrung“ und das war’s.
  5. Depression ist die große und zentrale Frucht der Bekehrungstheologie. Was kann es für eine größere Depression geben, als sogar Gott begegnet zu sein und es hat nichts gebracht. Was oder wer kann da noch helfen? Wonach kann ich nun noch suchen? Auf was hoffen? Ich habe schon alles von Gott, aber ich bin genauso leer wie vorher, als ich Gott noch nicht kannte. ER sagt er liebt mich, aber er kam nur einmal und dann nie wieder. Ich bin in der Familie Gottes, aber es geht dort genauso zu wie in x-beliebigen Verein. – Es kann kaum eine schrecklichere Depression als diese geben!

5. Das Konzept der Bibel ist anders

Das Konzept Gottes ist im NT offensichtlich nicht nur Bekehrung, sondern Jüngerschaft: Menschen werden hineingenommen in ein Leben und einen Dienst unter der Leitung Gottes (!), bis sie selber andere an ihrem Leben teilhaben lassen können. Die Urgemeinde war für die Menschen attraktiv, sie veranstaltete keine Evangelisationen, sondern sie glänzte durch die Liebe untereinander, durch die Gegenwart Gottes in ihrer Mitte und durch ihren Dienst der Barmherzigkeit an Armen und Bedürftigen.

Solange uns an den Ungläubigen nur interessiert, dass sie sich formal bekehren, statt ihnen die Liebe und Barmherzigkeit Gottes praktisch zu vermitteln, stehen wir Gott eher im Weg, weil wir durch unser Verhalten ein oberflächliches Halb-Evangelium vermitteln.

Die Strukturen, die verhindern, dass wir die Buße und den neuen Weg eines Menschen persönlich miterleben können stehen letztlich den Absichten Gottes entgegen. Die oberflächliche und leichtfertige Predigt nach dem Motto „Bekehrungsgebet und dann ist alles o.k.“ erinnert etwas an die Ablassprediger des Mittelalters: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt“. So kann die Gemeinde nicht gebaut werden. Und da sind wir auch schon bei den Motivationen die hinter der Bekehrungstheologie stehen: Bequemlichkeit, frommes Karriere und Machtstreben, das Wirken Gottes durch von uns beherrschbare Methoden ersetzen (Stolz), Verschleierung unserer schleichenden Entfernung von Gott (Heuchelei).

Um umzukehren können wir die Stufen ansehen und versuchen rückwärts zu gehen. In vielen Fällen wird sich das in bestehenden Traditionen und Strukturen als unmöglich erweisen. Wie soll man z.B. einem Christen der seit 20 Jahren in die Gemeinde kommt und alles zu wissen und zu kennen glaubt erklären, dass er noch einmal von vorne anfangen muss?

In jeden Neuaufbruch sollten wir uns an diese Stufen hinab zur Gottesferne erinnern und sie nicht gehen. Schon zu viele Bewegungen sind diesen Weg gegangen.

(c) Wolfram Winkler

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