Rom und die Folgen.

In diesem Artikel geht es nicht um die katholische Kirche, wie wir sie heute kennen. Wir haben hier in Gengenbach Kontakt zu vielen katholischen Christen, die wir sehr schätzen und besuchen zu besonderen Anlässen auch mal einen katholischen Gottesdienst. Die geschichtlichen Ereignisse, die hier nur sehr kurz und oberflächlich angesprochen werden wirken bis heute und sind deshalb interessant - sie sind nicht interessant, um mit dem Finger auf irgend jemand zu zeigen. Die katholische Kirche - und besonders der vorige Papst Johannes Paul - hat viel zur Aufarbeitung dieser dunklen Kapitel der Geschichte des Christentums getan und damit neue Türen für die Einheit der Christen geöffnet. Ziel dieses Artikels ist es zu erklären, warum viele Menschen heute Christentum mit Kirche gleichsetzten und warum dies im Gegensatz zur urchristlichen Sichtweise steht, nach der Christentum in erster Line ein Lebensstil und eine persönliche Beziehung zu Gott ist.

Ein kurzer Blick in die Kirchengeschichte

In den ersten etwa drei Jahrhunderten nach der Geburt von Jesus waren die Christen schweren Verfolgungen ausgesetzt. Die römische Staatsmacht verlangte den Kaiser als Gott zu verehren. Außerdem gab es die wildesten Gerüchte über Christen z.B. wurden sie beschuldigt Menschenopfer zu essen. Das Gerücht entstand durch das christliche Abendmahl, an dem wir den “Leib Christi” essen. Es kam nicht nur dazu, dass die Christen ausgestossen und beraubt wurden, sondern man versuchte auch systematisch die Leiter der Gemeinden zu töten. Es gab auch immer wieder extreme Verfolgungen in denen Christen wahllos getötet, als Volksbelustigung wilden Tieren zu Fraß vorgeworfen oder als lebende Fackeln verbrannt wurden.
Dann trat eine schlagartige Veränderung ein, die das ganze “Christentum” total veränderte. Im Jahr 313 n. Chr. hörte die Verfolgung plötzlich auf und es verbreitete sich das Gerücht Kaiser Konstantin selber würde sich als Christ bezeichnen. Im Jahr 306 n. Chr. war Konstantin zum Kaiser gekrönt worden. Das römische Reich war zu dieser Zeit von zahlreichen Bürgerkriegen geplagt, da mehrere Machthaber um die alleinige Macht im Reich kämpften. Konstantins Gegner war Maxentius. Sein Heer und die Armee Konstantins stießen an der Milvischen Brücke über den Tiber - in der Nähe von Rom - aufeinander. Konstantin war dem christlichen Glauben schon damals nicht abgeneigt, denn seine Frau Fauta war Christin. So kam es, dass Konstantin vor der entscheidenden Schlacht Gott um Hilfe bat, denn sein Sieg war keineswegs sicher. Die Überlieferung berichtet, dass Gott ihm eine Vision schenkte in der er ein strahlendes Kreuz sah auf dem geschrieben stand: “in diesem Zeichen wirst du siegen”. Er ließ das Zeichen, dass er gesehen hatte aus Gold und Edelsteinen nachbauen und verwendete es als Feldzeichen. Am 28. Oktober des Jahres 312 ging Konstantin siegreich aus der Schlacht hervor. Danach gab er offiziell bekannt Christ zu sein.

Dieses Ereignis hat bis heute sehr weitreichende Folgen, denn es führte letztendlich zu einer Verschmelzung des Christentums mit staatlicher Macht, die in stark abgeschwächter Form in manchen Ländern bis heute andauert. Wichtiger für uns heute: Von diesem Zeitpunkt an wandelte sich das Bild des Christentums von einer persönlichen Glaubensüberzeugung hin zu einer “Kirche” - einer Institution.
Konstantin wollte auf der einen Seite dem verfolgten Christentum den Weg bahnen und auf der anderen Seite sah er im Christentum eine große Chance das bröckelnde römische Reich zusammen zu halten. Nach der jahrhundertelangen Verfolgung erschien den meisten Christen das ganze wie ein Wunder Gottes zur Befreiung der Gemeinde Jesu von der schrecklichen Verfolgung und als großartige Chance den christlichen Glauben zu verbreiten. Manche wehrten sich aber gegen die Vereinnahmung der Gemeinde für staatliche Zwecke. Schließlich hatte Jesus gesagt “mein Reich ist nicht von dieser Welt” und eine “göttliche Herrschaft” auf der Erde erst für seine Wiederkunft in Aussicht gestellt. Die Kritiker eines Christentums unter staatlicher Aufsicht und Förderung sahen in der Verbindung von Staatsmacht und Gemeinde Jesu einen Verrat am Glauben, weil die Bibel lehrt, dass die weltlichen Mächte zwar unseren Respekt und unsere Unterstützung bei der Aufrechterhaltung der Ordnung verdienen, aber letztendlich eben die Mächte “dieser Welt” sind. Die Apostel sprachen in diesem Zusammenhang von dem “gegenwärtigen bösen Zeitalter”. Konstantin förderte die christlichen Leiter, die mit ihm zusammenarbeiten wollten und die Kritiker wurden zunehmend ausgegrenzt. Er setzte auch eine Vereinheitlichung christlicher Lehrmeinungen durch, um “Einheit” zu schaffen. Im Jahr 321 wurde jeder Handel am ersten Tage der Woche verboten. Der erste Wochentag war zu dem Tag geworden an dem die meisten Versammlungen der Christen stattfanden. Um die Heiden im römischen Reich nicht zu sehr vor den Kopf zu stoßen, wurde er aber nicht zu einem christlichen Tag, sondern zum “Tag der Sonne” erklärt. Daher stammt der Name “Sonntag”. Konstantin gewährte auch eine gewisse Religionsfreiheit.
Das war alles nicht schlecht, aber es legte die Grundlage für eine Entwicklung, die den persönlichen Glauben an Jesus und das von der Bibel geprägte Christentum fast völlig zugrunde richten sollte. Die Dinge entwickelten sich von da an nur noch in eine Richtung. Missliebige Kirchenführer, die nicht dem Kaiser das Wort redeten wurden verbannt. Viele Menschen wurden “Christen” indem sie christliche Rituale übernahmen, denn dies war eine Voraussetzung, wenn man an einflussreiche Positionen kommen wollte. Immer mehr beugten die Christen nicht mehr die Knie vor Christus und dem Wort Gottes in der Bibel, sondern vor der staatlichen Macht. Immer mehr wurden Entscheidungen in der Kirche aus politischen Gesichtspunkten gefällt. Die Kirche war zu einer einflussreichen machtpolitischen Gruppe im römischen Reich geworden. Parallel dazu gerieten die Lehren der Apostel und die Heiligen Schriften immer mehr in der Hintergrund. Konstantin selber hatte zum Teil etwas abergläubische Vorstellungen vom christlichen Glauben. So ließ er sich erst kurz vor seinem Tod taufen, denn er sah in der Taufe eine wundersame Reinigung von allen Sünden und er wollte diese nicht durch neue Sünden wieder verlieren bevor er starb. Die entstehende “römische Kirche” wurde dann auf den zum Teil recht verworrenen Lehren verschiedener Leiter der alten Kirche aufgebaut, den sogenannten “Kirchenvätern”. Das klare Fundament der Apostel wurde zwar nicht für ungültig erklärt, aber das Neue Testament war für eine Staatskirche nicht so recht als Programm geeignet.
Da man ja eine Einheitskirche aufbauen wollte und man keinerlei kritische Fragen oder gar eine Vielfalt von Glaubensüberzeugungen dulden konnte, wurde es den “gewöhnlichen Gläubigen” sehr bald verwehrt die Bibel zu lesen. Die Gefahr sie “falsch zu verstehen” sein zu groß. Nur wer eine staatliche Lizenz dafür hatte zu lehren und wer sich ganz in die Staatskirche einfügte durfte sie lesen. Zeitweise war es sogar für Priester schwierig eine Genehmigung zum Lesen der Bibel zu erhalten. Wer sich nicht daran hielt, war ein Ketzer und je weiter die Zeit fortschritt desto mehr begab man sich in Lebensgefahr, wenn man etwas anderes glaubte als die offizielle Lehre der Kirche oder wenn man auch nur die Bibel selber lesen wollte. In späteren Jahrhunderten wurden die Gläubigen konsequent von der Bibel ferngehalten, indem man sie in der Kirche nur auf lateinisch las, das der Durchschnittsbürger nicht verstehen konnte. Bis heute glauben viele: Die Bibel ist schwer verständlich und nur mit theologischer Ausbildung zu lesen - alles andere ist angeblich sehr gefährlich.
Auch die Taufe wurde stark verändert und in das neue Staatskirchenmodell eingefügt. Während sie ursprünglich die sichtbare Konsequenz einer persönlichen Umkehr und Hingabe an Christus war, wurde sie nun zu einem Ritual durch das man Christ wurde. Und da jeder Christ werden sollte und die römische Kirche zunehmend Macht über jedermann beanspruchte, musste auch jeder getauft werden. Man taufte nun die neugeborenen Kinder - auch mit dem Argument, dass es ja zu gefährlich sei sie nicht sofort zu taufen, da sie sonst womöglich sterben könnten ohne Christ zu sein und dann in die Hölle zu kämen. Als die “Christianisierung” Europas in der folgenden Jahrhunderten voranschritt, wurde natürlich auch viel Gutes bewirkt, aber es blieb letztendlich dabei: Kirche und staatliche Gewalt blieben verbunden. Wenn der Herrscher eines Landes Christ wurde, dann wurden eben alle Christen. Schließlich wurde die römische Kirche zu einer Art Weltmacht. Wer es auch nur wagte sie zu kritisieren war schon so gut wie tot. Verschiedene seriöse Historiker haben geschätzt, dass die Inquisition und die Verfolgungen von Ketzern im Mittelalter insgesamt etwa 50 Millionen Tote gefordert haben (Quelle: Halley’s Bible Handbook 1979). Eine erschreckende Zahl und eine entsetzliche Katastrophe für den christlichen Glauben in dessen Namen diese Massenmorde geschahen. Um so wichtiger ist für uns heute klar auf dem Fundament der Bibel aufzubauen und nicht auf Traditionen, Aberglauben und religiösen Formeln.

Auch die Reformation konnte an der Verbindung aus Kirche und Staat und der Taufe als bloße Formel zunächst nichts ändern. Die Loslösung aus der katholischen Kirche zur Zeit der Reformation war eine hochbrisante politische Frage, die schließlich zu jahrzehntelangem Krieg führte. Ergebnis dieses Kriegs war unter anderem: Der Landesherr darf entscheiden welcher Glaubensrichtung er und seine Untertanen angehören wollen (katholisch oder protestantisch). Die Reformatoren waren so von Anfang an gezwungen sich den staatlichen Landesfürsten zu unterstellen und eine staatlich kontrollierte Kirche zu bilden. Gerade auch Luther mischte kräftig mit auf der politischen Bühne. Daraus ergab sich wiederum der Zwang abweichende Splittergruppen, wie z.B. die Täufer (die die biblische Taufe praktizieren wollten) zu verfolgen und gewaltsam zu beseitigen. Sie stellten das Monopol der staatlich kontrollierten Kirche in Frage und drohten die staatliche Ordnung zu zerstören, denn staatliche Ordnung und kirchliche Ordnung waren ja nach wie vor eins.

Alle diese Ereignisse gehören zu den beschämenden Tiefpunkten in der Geschichte des Christentums und prägen heute noch stark unser Bild vom christlichen Glauben. Die gute Nachricht ist: Dieses Bild ist falsch. Die Wahrheit ist, dass es einen Gott gibt, der jeden Menschen radikal liebt und ihm persönlich begegnen möchte. Diese und andere Wahrheiten werden uns in der Bibel offenbart. Heute hat jeder die Chance dies zu seiner eigenen persönlichen Erfahrung zu machen. Nur müssen wir dazu den Blick abwenden von unseren festgefahrenen Vorstellungen von Christentum und uns Jesus zuwenden dem “Anfänger und Vollender unseres Glaubens”. Bis heute trennt das kirchlich traditionelle Christentum viele Menschen von Gott, weil sie glauben: “das ist Christentum , ich kenne es und es bringt nichts und ist wenig glaubwürdig.”
Licht ist stärker als Finsternis. Wir wollen deshalb klar auf dem Fundament der Bibel aufbauen. Nur das wird gute und nicht böse Frucht. bringen, denn Gott ist gut und sein Wort führt zum Guten. Darum brauchen wir mehr als ein schönes Ritual für Babys und ein anderes für den Sonntagmorgen. Wir brauchen eine klar auf dem Wort Gottes aufgebaute Entscheidung für Jesus. Nur das Wort Gottes wird bestehen bleiben in einer Zeit, in der die Welt zu ersaufen droht in einer Flut aus Finsternis.

(c) Wolfram Winkler

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