Der Sauerteig der Pharisäer

Wenn du mit Gott leben willst: Hüte dich vor der Lehre der Pharisäer!

Als sich unterdessen viele Tausende der Volksmenge versammelt hatten, so daß sie einander traten, fing er an, zuerst zu seinen Jüngern zu sagen: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor der Heuchelei.
(Lk 12,1)

Jesus aber sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! Sie aber überlegten bei sich selbst und sagten: Das sagt er, weil wir keine Brote mitgenommen haben.
Als aber Jesus es erkannte, sprach er: Was überlegt ihr bei euch selbst, Kleingläubige, weil ihr keine Brote habt? Versteht ihr noch nicht, erinnert ihr euch auch nicht an die fünf Brote der Fünftausend, und wie viele Handkörbe ihr aufhobt? Auch nicht an die sieben Brote der Viertausend, und wie viele Körbe ihr aufhobt? Wie, versteht ihr nicht, daß ich nicht von Broten zu euch sprach? Hütet euch aber vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!
Da verstanden sie, daß er nicht gesagt hatte, sich zu hüten vor dem Sauerteig der Brote, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.
(Mt 16,6-12)

Ein paar kurze Hintergrundinformationen

Die Pharisäer und Sadduzäer waren jüdische Glaubensrichtungen zur Zeit Jesu. Die Sadduzäer führten ihre Abstammung auf Zadok zurück, den Hohepriester zur Zeit Salomos. Sie kamen aus “höheren” Schichten und stellten eine Priesterklasse dar. Ihr Zentrum war der Tempel. Sie akzeptierten nur die fünf Bücher Mose als Gottes Wort. Auch glaubten sie nicht an die Auferstehung der Toten. Zur Zeit Jesu versuchten sie sich mit der römischen Besatzungsmacht zu arrangieren und so ihre Macht zu erhalten.
Die zweite Gruppe, die Pharisäer, waren um eine Erneuerung und Reinigung des Glaubens bemüht. Sie erwarteten den Messias (den sie dann tragischerweise ablehnten, weil Jesus nicht in ihr religiöses Muster passte). Ihr Ziel war es im ganzen Volk für die Einhaltung der Gebote Gottes zu sorgen und so die Ankunft des Messias vorzubereiten. Dabei versuchten sie - von endlosen Lehrstreitigkeiten begleitet - alles bis ins Kleinste zu regeln um jede Übertretung der Gebote zu vermeiden. Wie weit darf man am Sabbat (dem Ruhetag) zu Fuß gehen? Muss man von den Gewürzen den Zehnten geben? Darf man am Sabbat heilen? Auf welche Weise sind die Gefässe im Haushalt zu reinigen? Und vieles andere mehr.
Während also die Sadduzäer eher eine Art religiöser Adel darstellten, die sich um Zeremonien, um den Tempel und um Politik kümmerten, waren die Pharisäer darauf aus es Gott recht zu machen und so etwas vor Gott zu gelten. Sie hielten sich für besser als andere, weil sie die Befolgung all der schwierigen Gebote Gottes auf sich nahmen. Dabei waren ihre Motive eigentlich nicht schlecht: Sie wollten Gott gehorchen und die heiligen Schriften ernst nehmen.

Die Lehren der Pharisäer und Sadduzäer trennen Dich auch heute von Gott

Die Glaubensrichtungen des damaligen Judentums haben auf uns als Christen “aus den Nationen” keinen Einfluss mehr. Aber die religiösen Ausrichtungen dieser Art oder der Geist dieser Lehren sind auch heute im Christentum stark vertreten.
Da gibt es einmal die, die festen Traditionen und Riten folgen. Sie gehen an einen heiligen Ort, führen bestimmte Rituale dort aus und sehen in der Befolgung der Traditionen und ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirche ihre Identität als Christen. Quelle: www.sxc.huEs sind die Sadduzäer, die dem Tempel und den Liturgien dienen und das für den wahren Gottesdienst halten. Sie streben nach Einfluss in der Welt, um den Tempel (bzw. die Kirche) mächtig, reich und schön zu machen. Darum, dass du Gott persönlich begegnen sollst und jeden Tag in seiner Gegenwart leben kannst geht es nicht. Wenn du zum Tempel gehst, dann ist das gut für den Tempel und das ist dann auch genug. Nun musst du durchaus nicht nur an die alten traditionellen Kirchen denken! So manche Gemeinde oder Kirche erstarrt schon nach wenigen Jahrzehnten in traditionellen Denken und wird zu einem Denkmal eines besonderen Wirkens Gottes, das früher einmal in dieser Kirche oder an diesem Ort stattfand. Wenn du daran Teil nimmst, wirst du auch zu einem Baustein in diesen Denkmal. Dein Glaube und deine Beziehung zu Gott werden sich nicht mehr weiterentwickeln. Du erstarrst. Oder du hast viel Ärger, weil du ständig die Ruhe und die Tradition des Denkmals störst. Weil der Tempel ein Rückblick auf die von Gott gesegnete Vergangenheit ist und den Versuch darstellt diesen Segen zu konservieren und wenigstens ein kleines Stück davon in die Zukunft zu retten wird jede Veränderung als Bedrohung empfunden. Eines der Wunder unserer Zeit ist, dass Gott auch in den traditionellen Kirchen Aufbrüche und neue von Heiligen Geist bewirkte Bewegungen geschaffen hat. Dies ist eine sehr erfreuliche Entwicklung, die viel zur Einheit der Christen beiträgt. Man kann aber nicht darüber hinwegsehen, dass der Kampf zwischen Traditionalismus und solchen neuen Aufbrüchen immer groß ist und viel Kraft mit Kompromissen und Diskussionen verbraucht wird. Zum Teil konnten diese Aufbrüche auch nur geschehen, weil die traditionellen Kirchen durch gesellschaftliche Entwicklungen stark geschwächt wurden.

Während der Traditionalismus relativ leicht zu durchschauen ist, ist der Geist der Pharisäer ein gefährlicherer Gegner des wahren Glaubens. Er wirkt nicht nur in bestimmten Kirchen oder Gemeinden, sondern er schleicht sich auch leicht in dein persönliches Glaubensleben ein. Der Kern des Problems ist die Selbstgerechtigkeit. Du tust etwas für Gott und hast deshalb etwas erreicht. Gott wird dich segnen, weil du Leistung für ihn erbracht hast und du unterscheidest dich dadurch auch von anderen Menschen. Nur leider (oder zum Glück!) denkt Gott anders darüber. Er hat gesagt:
(...) Der Tor spricht in seinem Herzen: «Es ist kein Gott!» Sie haben Verderben angerichtet, sie tun abscheuliche Taten; da ist keiner, der Gutes tut. Der HERR hat vom Himmel herniedergeschaut auf die Menschenkinder, um zu sehen, ob ein Verständiger da ist, einer, der Gott sucht! Alle sind abgewichen, sie sind alle verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.
(Ps 14,1-3 - vergl. Röm 3,10-20)
Weil es nun einmal so ist, dass kein Mensch so leben und handeln kann, dass Gott ihn als gerecht ansieht, darum führt es dich in die Irre zu denken, du hättest etwas vorzuweisen vor Gott!

Mehr Glauben!

Jesus lehrte die Jünger durch Glauben zu leben und durch Glauben die Kraft und die Gemeinschaft mit Gott zu empfangen. Die Jünger wussten, dass die Wunder und die Herrlichkeit Gottes, die sie sahen mit Glauben verknüpft waren (und sind). Sie waren deshalb sehr daran interessiert mehr Glauben zu haben:

Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Mehre uns den Glauben!
Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum sagen: Entwurzele dich und pflanze dich ins Meer! Und er würde euch gehorchen.
Wer aber von euch, der einen Sklaven hat, der pflügt oder hütet, wird zu ihm, wenn er vom Feld hereinkommt, sagen: Komm und leg dich sogleich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Richte zu, was ich zu Abend essen soll, und gürte dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; und danach sollst du essen und trinken? Dankt er etwa dem Sklaven, daß er das Befohlene getan hat? Ich meine nicht.
So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.
(Lk 17,5-10)

Auf den ersten Blick erkennt man in dem Text keinen rechten Zusammenhang. Auf die Bitte der Apostel “Mehre uns den Glauben!” hin gibt Jesus zunächst eine Darstellung von Glauben, die völlig überzogen zu sein scheint und dann spricht er darüber, wie man einem hochgestellten Herrn dient. Wenn man mehr darüber nachdenkt merkt man aber: Beides gehört zusammen. Der Dienst in Demut und Gehorsam und die wunderbare Macht des Glaubens.
Jesus ermutigte die Jünger zum Glauben, indem er ihnen die unglaubliche Kraft und Vollmacht wahren Glaubens vor Augen stellte. Und dann gab er ihnen einen entscheidenden Hinweis, wie man in diesem Glauben lebt: Indem man keine Gerechtigkeit und kein Recht für sich beansprucht, sondern demütig Gott dient. Die Sklaven in dem Gleichnis taten einfach, was ihnen aufgetragen wurde ohne eine Belohnung zu erwarten und ohne einen Anspruch daraus abzuleiten. Ganz im Gegensatz dazu steht die Selbstgerechtigkeit, die Gott durch Wohlverhalten zu manipulieren versucht. Du denkst: “Wenn ich gehorsam bin oder mich wenigstens bemühe es zu sein, dann wird Gott mich segnen. Oder zumindest werde ich Gottes Hilfe erleben wenn es mir mal schlecht geht.” So versuchst du das zu erreichen, was ja alle Menschen wollen: Möglichst weit weg zu leben von Schwierigkeiten, Leid und Bedrängnis. Eine Sicherheit zu haben gegen Not. Möglichst unabhängig und sicher zu leben usw. - Hier riecht es stark nach dem Sauerteig der Pharisäer: “Wenn ich ... dann wird Gott ...”

In dem Text oben gibt Jesus eine radikal andere Darstellung von echtem Glauben. Statt “wenn ich Gott diene wird er auch mir helfen” heisst es nun: “Wir sind unnütze Sklaven; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.”

Denke nicht: Ist alles nicht so schlimm, denn schließlich ist Gesetzlichkeit immer noch besser als die totale Gottlosigkeit ... Das Wort Gottes sagt: “ein klein wenig Sauerteig macht den ganzen Teig sauer” (Gal 5,9, 1.Kor 5,6). Das gesetzliche Denken lenkt dich immer wieder subtil vom Weg Gottes ab und du verpasst immer wieder haarscharf den Segen des echten Glaubens.

Es gibt keine Belohnung für Gehorsam gegen Gott. Es ist absolut selbstverständlich Gott zu gehorchen. Die ganze Welt ist dem Tod preisgegeben wegen dem Ungehorsam der Menschen, wegen ihrer Ungerechtigkeit. (vergl. z.B. Röm 5,12) Wenn wir nun ein wenig guten Willen zeigen, ab und zu Buße tun und Gott stolz unser Wohlverhalten vorhalten, dann soll Gott uns belohnen?Quelle: www.sxc.hu Denn Leistung für Gott soll sich lohnen? Das ist schon als totaler Quatsch erkennbar, auch wenn man das Evangelium nicht verstanden hat! Der Gehorsam gegen Gott ist immer selbstverständlich. Nur weil wir Sünder sind, halten wir die Sünde für das normale und weil wir in der Sünde gefangen sind, erscheint uns jedes Abstandnehmen davon wie ein bewundernswerter Kraftakt von dem wir annehmen, dass Gott ihn belohnen wird. In der Realität sieht Umkehr („Buße“) anders aus: Du bist lange einen falschen Weg gegangen. Weit weg von Gott, deinem guten Hirten. Oft so weit bis das schreckliche Ende des Weges in Sicht kommt. Nun musst du umkehren. Gott wird dir helfen den Rückweg zu finden, er wird dich in vielfältiger Weise segnen und dich motivieren, aber trotzdem muss der Rückweg auch von dir Schritt für Schritt bewältigt werden! Ein langer Weg zurück zu Gott. Das ist etwas anderes als immer nur auf irgend eine Belohnung zu lauern.

Gott gibt dir Gerechtigkeit, wenn du an Jesus glaubst!

Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: «Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.»
(Röm 1,16.17)
Die Gerechtigkeit aus Glauben führt weit über die Umkehr hinaus in die Gemeinschaft mit Gott. In die Herrlichkeit. Dein ganzes Leben hat Jesus ans Kreuz getragen. Nun bist du frei von diesem Leben und hast als Erbe das Leben von Jesus. Das Leben von Gott. Eingeschlossen in sein Leben durch den Heiligen Geist hast du Anteil an allem was Gott hat und tut. Warum? Weil Gott dir eine makellose Gerechtigkeit verliehen hat, die dich dazu berechtigt. Nur durch die Gerechtigkeit aus Glauben kannst du mit Gott in Beziehung treten. Alles was diese Gerechtigkeit ersetzt oder einschränkt wird dich von Gott trennen!! Das kann sehr schnell geschehen. Beispiel: Du kehrst um zu Gott und bekennst deine Schuld vor Ihm. Weil du glaubst, dass Jesus all deine Schuld ans Kreuz getragen hat, sind dir deine Sünden vergeben. Du bekommst aus Glauben die Vergebung der Sünden. Gott schenkt dir neu die Gerechtigkeit aus Glauben dein Gewissen ist rein. Aber nun denkst du: „Ich habe Buße getan, das ist eine gute Gelegenheit Gott um etwas zu bitten.“ Schon fängst du an Gottes Gerechtigkeit durch deine eigene zu ersetzen! (“Gott wird mich erhören, weil ich umgekehrt bin.”) Natürlich wird Gott dein Gebet nicht erhören, wenn du bewusst das übertrittst, was er gesagt hat. - Denn damit hast du dich ja von ihm entfernt. Aber genauso wahr ist: Gott wird dich auch nicht erhören, wenn du alles richtig machst! (Das ist bitter!) Die Gerechtigkeit, die Gott schenkt wirst du selber nie erreichen und so wird dir der „Lohn angerechnet nach Schuldigkeit“.
Dem aber, der Werke tut, wird der Lohn nicht angerechnet nach Gnade, sondern nach Schuldigkeit.
(Röm 4,4)
Das bedeutet: Wenn du der Lehre der Pharisäer folgst und einen Lohn von Gott erwartest für deine Leistungen, dann wird Gott deine Leistungen beurteilen und feststellen, dass sie unzureichend waren! Keinesfalls wird er gnädig darüber urteilen und sagen: “Na ja das ist schon ok. ...” Du wirst bestenfalls leer ausgehen. Wahrscheinlicher aber ist, dass Gott dir durch zahlreiche Widerwärtigkeiten beweisen wird, dass du auf dem falschen Weg bist. Alles scheint sich deinen Bemühungen “etwas für Gott zu tun” entgegenzustellen. Das ist nicht immer der Teufel. Versuche zu verstehen, dass Gott dir widersteht, weil du stolz auf deine Bemühungen setzt, statt auf Gottes Gnade. Es widersteht dir, weil er einen ganz anderen Weg hat, der viel besser für dich ist! Die Gnade Gottes ist nicht, dass er mal ein Auge zudrückt, sie ist viel umfassender. Sie kommt zu dir, wenn du das Urteil Gottes über dein Leben an dem Kreuz erkennst. Jesus musste sterben an deiner Stelle - das ist das Urteil Gottes über dich. Es kann bei der Gnade Gottes gar nicht darum gehen, dass Gott hier oder da ein Auge zudrückt. Du brauchst 100% Gnade. Und nur und gerade diese 100% will Gott dir geben!
Das tragische an der Gesetzlichkeit ist, das Gott dem widersteht, was du “für ihn” tust. Das Ende ist eine religiöse Bitterkeit oder Verwirrung. Wo viel “Sauerteig” ist, da ist auch viel religiöse Verbitterung. Du hast versucht etwas für Gott zu leisten und alles ist so schwierig, so sinnlos und von ständigen Ärgernissen begleitet. Nun hast du die Wahl: Dich zu verhärten in religiöser Bitterkeit oder dich zu demütigen und die Selbstgerechtigkeit loszulassen.

Das Wort Gottes trennt, was in unseren Augen zusammengehört.

Um beständig in der Gerechtigkeit, die Gott schenkt leben zu können darfst du also aus dem was du tust oder lässt kein Recht oder keinen Anspruch gegen Gott ableiten. Gott trennt das, was für uns zusammengehört (Leistung, Wohlverhalten und Belohnung) durch sein Wort (vergl. Hebr 4,12). Du gehorchst und dienst Gott demütig. Nicht du tust etwas für Gott, sondern du tust einfach was Gott sagt ohne eigene Ambitionen. Einfach, weil du ihn liebst. Das ist die einzige Motivation, die vor Gott gilt. (Das erste Gebot ist: Gott zu lieben!)
Jesus schockierte seine Zuhörer als er sagte:
Denn ich sage euch: Wenn nicht eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer weit übertrifft, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen.
(Mt 5,20)
Wie sollte es möglich sein die extreme Befolgung der Gebote Gottes bis ins Kleinste zu übertreffen, die die Pharisäer praktizierten? Sie wird weit übertroffen von jedem Menschen der Gott von Herzen liebt! Dies ist durch noch so große Anstrengungen nicht zu erreichen und geht weit über religiöse Verhaltensregeln und persönliche Disziplin hinaus. Möglich wird es allein durch das Werk Gottes in uns. Die neue Schöpfung, die in uns immer größer und herrlicher wird je mehr wir Gott kennenlernen.
die Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.
(Röm 5,5)
Wenn du darin geübt bist, das erste Gebot zu praktizieren, dann hast du echte Demut. Die Demut besteht aus zwei Komponenten: Erstens: Du ordnest dich Gott unter im Vertrauen auf ihn. Du lässt dein Leben und deine Gerechtigkeit los. Zweitens: Du nimmst im schlichten Glauben an, was Gott sagt. Du vertraust auf seine Gnade, die dich zu allem befähigt. Wenn Gott sagt: Geh‘ auf dem Wasser, dann kannst du es tun, denn du weisst, dass du mit Gott verbunden bist.

Auch die Gebetserhörung bekommst du nur durch Gnade. Es gibt nichts was du dafür tun kannst. Im Gegenteil: Sobald du anfängst dafür zu arbeiten wird Gott weiter weg sein denn je. Der Grund, warum Gott deine Gebete erhören will ist: Gott hat dir Gerechtigkeit gegeben und alle deine Sünden vergeben. Nun bist du sein Kind mit freiem Zugang zu deinem Vater, der dich liebt. Die Buße und den Dienst auf Gottes Geheiss hin willst (oder schlimmstenfalls musst) du sowieso tun. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun! Wenn du in Ungehorsam und Rebellion lebst, hast du dich von Gott getrennt und kannst natürlich nichts erwarten, aber aufgrund des Gehorsams, der für uns hier auf dieser Welt immer unvollkommen ausfallen wird, kannst du auch nichts erwarten.

Vorsicht Falle

Es gibt viele Fallstricke, die dir den Weg in die herrliche Gerechtigkeit Gottes versperren sollen. Hier eine Auswahl:

Selbstgerechtigkeit

Die Selbstgerechtigkeit hat viele Quellen: Ich habe etwas verdient (habe einen Anspruch), weil ich soviel gelitten oder gearbeitet habe (Selbstmitleid, Stolz oder religiöser Stolz). Ich bin in der richtigen Gemeinde, der richtigen und besten Bewegung, ich / wir haben die richtige Lehre, die richtige Leiter usw. Häufig auch ein Stolperstein für Erweckungen: „Wir haben Gott in unserer Mitte, deshalb sind wir richtig / machen wir alles richtig“.
Eine Variante der Selbstgerechtigkeit ist die Werkgerechtigkeit: „Mach es auch so und Gott wird dich auch segnen.“ „Gib den Zehnten – Gott wird dich segnen!“ „Wenn du treu in kleinen Gemeindediensten bist, wird Gott dich befördern“. „Wenn wir uns bemühen und gehorsam sind, dann können wir auch die Verheissungen der Bibel in Anspruch nehmen ...“ „Wenn ich Gott gehorche ist er da, aber meistens ist er weg, weil ich irgendwelche Fehler gemacht habe.“
Eine andere Variante der Selbstgerechtigkeit ist das Selbstmitleid. Das Selbstmitleid ist sehr stolz, denn es stellt fest: Ich habe das nicht verdient. Ich war so gut und so sündlos und nun sind alle anderen so schlimm und ungerecht zu mir und ich leide ...

Minderwertigkeit / Verdammnis

Minderwertigkeit führt dazu, dass du glaubst, was der Teufel sagt. Und der sagt, dass du von Gott getrennt bist und keine Chance hast ihm zu gefallen. Gott dagegen sagt, dass er dich mit ewiger Liebe liebt, dich gerecht und zum Überwinder gemacht hat. Minderwertigkeit entsteht meist aus Urteilen die Autoritätspersonen - z.B. deine Eltern über dich ausgesprochen haben. - Es gibt keine Verdammnis in Christus (Röm 8,1).

Die Gerechtigkeit  voneinander nehmen

“Wenn andere sagen du bist ok., dann bist du es.” Du dienst Gott, um anerkannt zu sein. Du willst zu einer bestimmten Gruppe gehören, also machst du es so wie sie es haben wollen und gemeinsam entwickelt die Gruppe dann einen Standard für Gerechtigkeit. Was in der Gruppe anerkannt und erwünscht ist wird als wertvoll für Gott betrachtet und was die Gruppe ablehnt ist Sünde.
Sehr häufig leiten wir Gerechtigkeit aus dem Vergleich mit anderen ab. Ich bin besser als der Durchschnitt, ich handle noch lange nicht so wie der oder der ... Das ist einer der Hauptgründe für ein schleichendes Abrutschen der Standards. Alle sind zufrieden, wenn sie nicht so sind wie die, die es am Schlimmsten treiben. Und je weiter der Teufel die “Schlimmen” treibt, desto weiter gehen wir ihnen mit einem gewissen Abstand hinterher.

Jesus kümmerte sich nie darum was die Leute über ihn dachten oder sagten. Er erlebte praktisch, dass er bei Gott selber anerkannt war. Jeder Mensch braucht Anerkennung, Annahme und Liebe. Da dies alles Mangelware ist, streben wir um so stärker danach. In irgendeiner Gruppe werden wir das finden und sei es in einer kriminellen Bande. Diejenigen, die Gerechtigkeit aus Gott haben, stützen sich nur auf Gott. Gott hat dich angenommen. Gott sagt: „Du bist gerecht, du bist ok. – ich habe das gemacht!“ Wenn dein Wert, von anderen abhängt, kannst du die Gerechtigkeit aus Gott nicht auf Dauer behalten! Wenn andere dich ehren (anerkennen, wertschätzen), dann ist das allein noch kein Problem! Das Problem ist: Ich bin motiviert oder sogar abhängig von dem was andere über mich sagen / urteilen.
Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, nicht sucht?
(Joh 5,44)

Gott verheisst, dass er uns sogar ehren wird!
Wenn mir jemand dient, so folge er mir nach! Und wo ich bin, da wird auch mein Diener sein. Wenn mir jemand dient, so wird der Vater ihn ehren.
(Joh 12,26)
Nach dieser Ehre sollen wir streben. Grundlage dafür kann niemals irgend etwas sein, was wir tun, sondern nur etwas was Gott tut und getan hat! Sonst würde Gottes Ehre ja eingeschränkt. Und Gott hat gesagt: „Meine Ehre gebe ich keinem Anderen!“ (Jes 42,8). Auch dir wird Gott seine Ehre nicht geben. Niemals wirst du sagen können: Ich habe etwas für Gott getan, so dass mir ein Verdienst zu steht oder Gott sich dafür bei mir bedanken muss. Gott bedankt sich gerne, aber letztendlich:
Was aber hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber auch empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?
(1.Kor 4,7)

Im Denken getrennt halten, was nach Gottes Wort nicht zusammengehört

Das Wort Gottes lehrt also:
Die Liebe Gottes und deine Leistungen oder dein Wohlverhalten sind von einander unabhängig.
Also musst du das auch in deinem Denken unterscheiden: Der Gehorsam ist für dich selbstverständlich ohne dass du dann erwartest, dass Gott dich segnet oder dir ständig seine Liebe beweist. Gott hat seine Liebe schon bewiesen: Er liess sich für dich zu Tode foltern. Wenn Gott dich segnet oder du Gnade empfängst ist das eben kein Zeichen dafür, dass du etwas besonderes bist und alles richtig gemacht hast. Wenn es dir schlecht geht und du durch schwierige Zeiten gehst, kannst du eben nicht daraus ableiten, dass Gott dir zürnt oder sich von dir abgewandt hat. Das ist die Wahrheit!!! So musst du denken. Alles andere ist Lüge und führt dich schnell heraus aus der Gegenwart Gottes.

Wir alle sind geprägt von unserer Kindheit in der wir in irgendeiner Weise Liebe für ein bestimmtes Verhalten bekommen haben. Das ist das natürliche Denken: Wenn ich das so und so tue, dann bekomme ich etwas dafür. Gott aber fordert uns zu einem Leben in der Wahrheit heraus, das weit über unsere eigenen Gedanken hinausgeht.
Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
(Jes 55,9)

Und doch: Durch die Hilfe des Heiligen Geistes wird es „denkbar“. Weil Gott uns in diesem Denken trainieren will ... begegnet er uns besonders oft, wenn es und schlecht geht. ...erleben wir Niederlagen immer dann, wenn wir glauben es geschafft zu haben. Gibt es für Gehorsam keine ständigen Belohnungen, bekommt der Demütige und der, der ein gebrochenes Herz hat die Gnade Gottes, beruft Gott schwache Menschen in seinen Dienst, um die, die glauben es besser zu können zu demütigen.

Vieles was uns am Handeln Gottes befremdlich oder verwirrend erscheint wird verständlich, wenn wir die Wahrheit kennen: So denkt Gott!

Von Gott geführt werden - geht nur mit Gottes Gerechtigkeit

“Feierliche Erklärungen sind das Protestgeschrei des Fleisches“ (Sue Curran)

Wenn ich mich entscheide anders zu leben und mich zu ändern, Gott zu dienen usw. - dann bin ich im falschen Film. Ich bin nicht demütig und nicht abhängig von Gott. Der Weg Gottes ist vielmehr: Ich vertraue auf den Herrn von ganzem Herzen und stütze mich nicht auf meinen Verstand. Ich höre seine Stimme und gehorche. „Auf all deinen Wegen erkenne nur ihn, dann ebnet er selbst deinen Pfad.“ „Meine Schafe hören meine Stimme und sie folgen mir.“ „Wandelt im Geist und ihr werdet die Werke des Fleisches nicht vollbringen.“ Alles zu seiner Ehre: Ich leite mich nicht selbst, sondern gebe Gott die Ehre: Nur er allein ist fähig zu leiten und zu herrschen! „Gebt dem Herrn Ihr Göttersöhne, gebt dem Herrn Ehre und Macht.“ Ich gebe Gott Macht, wenn ich ihm glaube und auf das Wasser trete – nun hat er Gelegenheit seine Macht und Gnade zu erweisen. Ansonsten erweist sich ja nur meine Macht! „Nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist spricht der Herr!“ Und: „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes.“ (Röm 8,14). Und: „Dem Demütigen gibt Gott Gnade“ (1.Petr 5,5).
Das Endergebnis (nicht der Anfang!) dieses Weges ist: „Das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.“

Meine Entscheidungen sind nichts wert und ich bin ein schwacher wankelmütiger Mensch. Aber wenn ich mich unter Gottes Entscheidungen demütige, werde ich durch Glauben und Ausharren die Verheißung empfangen (Jak 1).

Quelle: www.sxc.huMit der Führung des Heiligen Geistes ist es nicht so, dass ich mich führen lasse, um es Gott recht zu machen, sondern es ist so, dass Gott mich führt, um sich zu verherrlichen und um mich zu segnen. Wenn ich denke, dass ich mich hingebe, um mich führen zu lassen, bin ich schon wieder ins Schleudern geraten: Ich bin dann der, der Gott zum Zug kommen lässt (gnädigerweise)! Durch diesen Stolz ist es mir aber unmöglich beständig in der Gegenwart Gottes zu bleiben und seine Führung zu bekommen! Anders in der Demut und im Glauben: Ich brauche Gottes Führung, weil ich sonst nicht klarkomme und alles immer schlimmer wird. Ich vertraue deshalb auf Gott: Er führt mich auf rechter Strasse um seines heiligen Namens willen.

Gott verlangt 100%igen Gehorsam. Und das was er von dir verlangt kannst du mit 100%iger Sicherheit tun. Es ist dir möglich. Warum will Gott 100%? Nicht, weil er Perfektionist ist (im Gegenteil: Er macht gerade aus unserem Versagen etwas!), sondern weil alles andere keine Demut ist: Ich beurteile mich dann selbst: „Das habe ich doch relativ gut hingekriegt …“ (80% oder so). Das führt mich wieder zur Selbstgerechtigkeit. Ich beurteile dann wie mein Gehorsam aussehen sollte. Ich suche mir die 5% aus, die ich gerade nicht erfüllen will. Deshalb sind es die schleichenden kleinen Kompromisse, die uns die Gemeinschaft mit Gott verderben. Nicht weil Gott so schnell beleidigt wäre, sondern weil wir die Dinge selber in die Hand genommen haben und die Selbstgerechtigkeit uns von Gott trennt.

Segen kommt nur aus der Führung, die Gott schenkt. Diese Führung bedeutet Abhängigkeit von seiner Gnade. Wenn ich z.B. in die Stadt fahre und denke: Ich bin gesegnet und werde einen Parkplatz finden, dann ist das stolz: Ich habe Segen und Gott muss für den Parkplatz sorgen. Wenn ich dagegen unter Gottes Leitung stehe bin ich von Gott abhängig: Ich muss da parken wo Gott will und er hat Gelegenheit zu mir zu sprechen und mir einen guten Parkplatz zu geben zu seiner Ehre.

(c) Wolfram Winkler

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