Erinnerungen eines Ex-Atheisten. Teil 5

Gebet - mit oder ohne Manipulation?

Zu meinen praktischen Tätigkeiten im Glaubenszentrum gehörte auch die Gartenarbeit. Eines Tages waren wir damit beschäftigt den großen Komposthaufen umzusetzen. Weil auch ein Teil der Küchenabfälle dort kompostiert wurde und es viel geregnet hatte, roch der Haufen sehr unangenehm. Immer wieder ging ich kurz zur Seite, um mal wieder frischere Luft zu schnappen. Trotz des schlechten Geruchs bekam ich durch die schwere Arbeit Hunger. Da kam mir die Idee ein duftendes Stück Kuchen könnte jetzt gut sein. Den Schülern, die mit mir am Kompost arbeiteten, gefiel die Idee und da wir nicht wussten, wie wir an Kuchen kommen könnten, beschlossen wir - eher spasseshalber - für einen Kuchen zu beten. Nachdem wir den Kuchen "im Glauben beansprucht" hatten, ging es weiter mit dem Komposthaufen. Mitschüler aus dem zweiten Schuljahr kamen vorbei und wir fragten sie, ob sie Kuchen hätten und erzählten von unserem Gebetsanliegen. Da sie auf dem Weg in die Stadt zum Einkaufen waren, hofften wir durch diesen dezenten Hinweis unserer Gebetserhörung etwas nachzuhelfen. Tatsächlich kamen sie nach einiger Zeit zurück und hatten einen kleinen Kuchen aus dem Supermarkt mitgebracht. Wir bedankten uns herzlich und nahmen unsere Arbeit wieder auf. Aber so recht befriedigend war diese selbst gemachte Gebetserhörung nicht. Mir wurde bewusst, dass auf diese Weise nicht nur Gott sehr klein gemacht wird und die Geschwister ausgenutzt werden, sondern dass ich mich durch manipulierte Gebetserhörungen auch von echtem und ernsthaftem Gebet abwende und ich dann auch keine echten Gebetserhörungen erleben werde. In einer kurzen Verschnaufpause bat ich Gott still um Vergebung für mein Verhalten. Eine knappe halbe Stunde später kam einer der Mitarbeiter aus dem Haus zu uns mit einem Teller in der Hand. Er sagte, er habe uns gerade hier arbeiten gesehen und wolle uns ein Stück Kuchen anbieten. Wir gingen davon aus, dass er die zwei Mitschüler aus dem zweiten Schuljahr getroffen hatte. Um so mehr waren wir erstaunt als wir feststellten, dass das nicht der Fall war.

Geben ...

Einige Schüler erhielten vom Glaubenszentrum ein Stipendium. Dadurch unterstützt das Glaubenszentrum die Ausbildung von Mitarbeitern und Leitern z.B. in Osteuropa, die dann das gelernte in ihrer Heimat weitergeben können. Diese Schüler hatten oft keinerlei Mittel. Ein Mitschüler aus Osteuropa konnte dem Unterricht nur schwer folgen, weil er sich keine Brille leisten konnte. Wir sammelten auf unserem Flur Geld und so konnte er sich eine Brille kaufen. Ich gab auch einen kleinen Betrag. Kurze Zeit später bekam er durch glückliche "Zufälle" auch noch einen Computer geschenkt, mit dem er seine Schreibarbeiten besser bearbeiten konnte. Nun waren viele auf ihn neidisch, weil er jetzt zu den wenigen privilegierten Schülern gehörte, die einen Computer hatten. Auch ich dachte: "So arm scheint er ja doch nicht zu sein ..." cAber da machte Gott es mir sehr deutlich, dass es sein Plan war diesen Mann zu segnen. Zuerst brauchte er ja eine Brille, sonst hätte er ja auch mit dem Computer, den Gott ihm geben wollte, nicht richtig arbeiten können. Auch aus vielen anderen Erfahrungen weiss ich heute: Wenn ich mich entscheide einen kleinen Betrag zu geben, kann Gott eine ganze Kettenreaktion von Segen daraus machen - und ich darf auch dabei sein und mich von Gott gebrauchen lassen! Schließlich wird Gott mir auch die Frucht, die daraus entsteht zuschreiben und mich segnen. Jesus selber hat dazu ein weitreichendes Versprechen gegeben:
Denn wer euch einen Becher Wasser zu trinken geben wird aufgrund dessen, daß ihr Christus angehört, wahrlich, ich sage euch: er wird seinen Lohn gewiß nicht verlieren.
(Mk 9,41 vergl. Phil 4,17)

 Durch Vergleichen und Beneiden nehmen wir uns die Freiheit zu geben und wir werden auch selber nichts empfangen. Wie kann ich mir anmassen zu entscheiden was z.B. dieser Mitschüler brauchte? Gott wusste: Er brauchte eine Brille und einen Computer. Wenn ich so stolz bin zu beurteilen, was andere brauchen, dann werde ich kaum Gottes wunderbare Versorgung erleben, denn dem Stolzen widersteht Gott. (Jak4,21, Petr 2,1 und 5,5)

... und Empfangen

Als ich zur Bibelschule abreiste, hatte ich etwas zuwenig Geld, um das ganze Schuljahr zu bezahlen. Es fehlte ungefähr das Geld für die letzen zwei Monate. Außerdem stellte sich heraus, dass ich die kleineren Ausgaben zu gering eingeschätzt hatte. Nach wenigen Monaten gingen meine Schuhe kaputt. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich ein echtes finanzielle Problem. Als Student war ich es gewohnt mit wenig auszukommen, aber nun wurde aus wenig zuwenig. Weil ich aber auch in vielen anderen besorgten Grübeleien über meine Zukunft steckte, schenkte ich dem Schuhproblem keine allzu große Beachtung.(c) FreeFoto.com Ich betete zu Gott und sagte ihm, dass ich neue Schuhe bräuchte und sonst eben barfuss oder immer mit Winterstiefeln gehen müsste. Eine Woche später fand ich in meinem Postfach einen anonymen Umschlag. Ich öffnete ihn, während ich die Treppe hinunter ging. Es waren 200 DM darin. Ich erschrak so sehr, dass ich die letzten zwei Stufen der Treppe verfehlte. Auf dem Fussabtreter liegend, dankte ich Gott für seine wunderbare Versorgung. Nun fiel es mir leichter, Gott auch die anderen Engpässe vertrauensvoll zu überlassen. Meine Mutter bezahlte überraschend die Kosten der Krankenkasse, obwohl sie nicht wusste wie es finanziell stand und meine Oma schickte unaufgefordert Bares. Hin und wieder fand sich auch etwas in meinem Postfach. Am Ende des Schuljahrs hatte ich 300 DM übrig. Außerdem stellte ich fest, dass ich etwa 10 % des Geldes, das zur Verfügung stand, spontan gespendet oder weiterverschenkt hatte.

Problemberge? Geh’ einfach weiter!

Eine große Frage stand immer drängender vor mir: Was mache ich nach der Bibelschule? Zu der Zeit gab es keine Möglichkeit für mich in meinem erlernten Beruf als Chemieingenieur zu arbeiten und ich hatte absolut keine Idee was ich tun sollte. Ich wollte auch eine Arbeit tun bei der ich Gott dienen konnte, aber in der Richtung schien die Welt mit Brettern vernagelt zu sein. All mein Grübeln und betteln bei Gott um eine Antwort blieb ohne Ergebnis. Ich wusste genau: Wenn dieses Schuljahr um ist, stehe ich finanziell vor dem absoluten Nichts und weiß nicht mehr weiter. In diesen Gedanken ging ich mal wieder durch den Wald um Gottes Gegenwart zu suchen. Allmählich näherte ich mich dem Gipfel des kleinen Berges hinter dem Glaubenszentrum. Es war nass und regnete leicht. Den gleichen Weg war ich schon oft gegangen, aber jetzt türmte sich mitten auf dem Weg ein gewaltiger Haufen Erdaushub auf - mindestens fünf Meter hoch. Einige Tage zuvor hatten dort die Bauarbeiten für ein neues Wasserreservoir begonnen. Der Weg endete in dem Haufen und rings herum war alles eine von den Baggern umgewühlte Schlammwüste.
(c) FreeFoto.com
Ich hatte bei dem Matschwetter keine Lust bis zu den Knöcheln einzusinken und wollte umkehren. Da hatte ich sehr deutlich den Eindruck: “Geh’ einfach weiter!” Ich sah den Haufen an. Er sah so aus, als würde man sofort im Matsch versinken, wenn man auch nur einen Schritt auf ihm machen würde. Außerdem war er sehr steil und ich stellte mir schon vor, wie ich von oben bis unten mit Schlamm beschmiert wieder aus dem Wald zurückkommen würde. “Okay Gott - ich gehe weiter,” sagte ich und machte den ersten Schritt. Verblüfft stellte ich fest: Was wie brauner matschiger Lehm ausgesehen hatte, war in Wirklichkeit ein lockeres Gesteinsmaterial ähnlich einem weichem Sandstein. Das Material war griffig und fest. Völlig problemlos ging ich den steilen Haufen hinauf, auf der anderen Seite wieder herunter und weiter auf dem Waldweg. Ich war mit dieser “Antwort” von Gott sehr zufrieden. Ich muss nicht wissen, wie es weitergeht es reicht, wenn ich weiß, dass Gott mit mir ist.
Nach langem Hin und Her entschloss ich mich die Bibelschule nach dem ersten Schuljahr zu beenden. Während der Heimfahrt machte ich kurz Pause auf einem Autobahnparkplatz. Dort gab mir Gott ein Wort, das mich die nächsten knapp zwei Jahre begleitete: “Tue einfach, was ich gesagt habe und tue nicht was ich nicht gesagt habe!”

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